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6. August 2009
Ansichten West

Florian Afflerbach zeichnet Ansichten vom Stuttgarter Westen

Es ist das dichtbesiedelste Innenstadtquartier Deutschlands: der Stuttgarter Westen. Hier mischen sich alle Lebensbereiche: Wohnen und Arbeiten, Natur und Geschichte, Kunst und Kultur. Für Architektur-Zeichner wie Florian Afflerbach ist der Stuttgarter Westen ein Motiv-Paradies. „Manchmal kann ich mich kaum für ein Motiv entscheiden! Neben historischen Fassaden aus der Gründerzeit stehen Häuser aus den 1950er Jahren, als es einfach nur darum ging, schnell Wohnraum zu schaffen. Und auch Kriegswunden sind noch zu sehen“, beschreibt Florian Afflerbach den Stuttgarter Westen aus seiner Sicht. In seinen Bleistiftzeichnungen hält der Wahl-Stuttgarter den baugeschichtlichen und gesellschaftlichen Kontext der Gebäude fest. „In meinen Bildern spiegelt sich das Zeitgeschehen. Man kann den Bauwerken ansehen, aus welcher Zeit sie stammen, was mit ihnen passiert ist oder wer ihn ihnen wohnt und arbeitet“, erklärt der 28- Jährige.

Rund 20 Werke des gebürtigen Siegeners, der in Siegen und Paris Architektur studierte und in einem Stuttgarter Architekturbüro arbeitet, sind vom 6. August bis 20. September 2009 im „Clouseau“ in der Rosenbergstraße zu sehen. Die Laudatio zur Vernissage hält der Architekt Ernst Ulrich Tillmanns.

Interview:

Frage: Warum beschäftigen Sie sich zeichnerisch mit Stuttgart und dem Stuttgarter Westen?
Antwort: Stuttgart ist meine Wahl-Heimat, und ich lebe und arbeite sehr gerne hier. Der Stuttgarter Westen, wo ich wohne und in meiner Freizeit zeichne, hat ein unheimlich dichtes städtisches Leben zu bieten, das ich in meinen Bildern festhalte. Dabei interessiert mich vor allem die Architektur, die hier sehr abwechslungsreich und von der Geschichte der Stadt geprägt ist.

Frage: Zeichnen Sie ausschließlich Gebäude?
Antwort: Nein, ich zeichne die Gebäude zumeist in ihrem gesellschaftlichen – und auch baugeschichtlichen – Kontext. Ich zeige sie also nicht „nackt“, sondern umgeben vom Alltagsgeschehen. So empfinde ich Straßenbahnen und Autos, Baustellen und Verkehrsschilder, wenn auch nur als blasse Silhoette, in meinen Architekturzeichnungen nicht als störend, sondern sie gehören unbedingt hinein, um die Situation vollständig wiederzugeben. Manchmal arbeite ich aber auch das reine Gebäude heraus und entziehe es so seiner Umgebung, um seine Einzigartigkeit herauszustellen.

Frage: Wie sind Sie zu der Idee der Ausstellung gekommen?
Antwort: Mit meiner Ausstellung möchte ich vor allem an die Bewohner des Stuttgarter Westens erreichen. Ich möchte ihnen neue Ansichten des Viertels, in dem sie zu Hause sind, ermöglichen. Vielleicht kann ich damit sogar erreichen, dass man beim Schlendern durch die Stadt häufiger mal den Blick hebt und sich mit seiner Umgebung beschäftigt.

Frage: Haben Sie unter den rund 20 Motiven, die Sie ausstellen, ein Lieblingsmotiv?
Antwort: Ja. Das Jugendstil-Haus an der Ecke Vogelsang-/Seyfferstraße, das das urige Restaurant ‚Zum Spätzleschwob’ beherbergt, fasziniert mich ganz besonders. Ich habe es schon drei Mal gezeichnet! Seine durchweg beige-braune mit den ornamentalen Erkern und der plastischen Fassade, dazu ein Eck-Restaurant und gegenüber eine Eck-Kneipe, ist absolut typisch für den Stuttgarter Westen.

Frage: Wenn Sie auf Reisen sind, haben Sie auch stets Ihr Skizzenbuch dabei. Wohin würde Sie Ihre Traumreise zum zeichnen führen?
Antwort: Europa mit seiner gewaltigen Architekturgeschichte hat noch jede Menge Ziele für mich zu bieten. Außerhalb unseres Kontinents reizt mich vor allem New York City. Ich glaube, dass hier ganz viel passiert, was mich zeichnerisch, architektonisch, kulturell und sozial reizen würde.